Tarnung war in der EIBIA ideenreich

03/2016 - "Natürlich war man bei der EIBIA auf Luftangriffe vorbereitet. Viele Gebäudeteile waren unterirdisch angelegt oder wie eines der Sozialgebäude, der sogenannte 'Fledermausbunker', halbunterirdisch in den Hang gebaut", erläuterte der Historiker Thorsten Neubert-Preine bei der FORUM-Frühjahrsführung durch die EIBIA. Diese Luftangriffe hätten glücklicherweise nicht stattgefunden, hätte der Zweite Weltkrieg allerdings länger gedauert, wäre auch die Bomlitzer Pulverfabrik Ziel geworden. "Im Londoner Militärarchiv kann man die Prioritätenlisten noch finden, auf denen auch die EIBIA verzeichnet war." 

Wichtigere Ziele seien aber in dieser Phase des Kriegs Hafenanlagen, Getriebe- und Kugellagerfabrikationen gewesen. Darüber hinaus sei die EIBIA so vielseitig getarnt gewesen, dass die Briten mit der damaligen 3-D-Fotografie zwar die Gebäude erkannten, aber ihre jeweilige Funktion nicht identifizieren konnten. "Natürlich wusste man, für welche Produktion das Industriegelände genutzt wurde", so Neubert-Preine, "die Firma Wolff und Bomlitz als Standort waren international bekannt für Pulverproduktion." Aber auf den Luftbildern im Archiv könne man erkennen, dass die britische Aufklärung fast kein Gebäude korrekt zuordnen konnte. Sie zeichneten sich zwar alle in der Landschaft ab, durch unterirdische Gänge und Leitungen, getarnte Transportwege und Weitläufigkeit im Gelände war aber nicht erkennbar, wofür ein einzelnes Gebäude verwendet wurde.

Die Kraftwerke z.B. seien als Energieversorgung die Herzen der Fabrik gewesen, ihr Ausfall hätte die Produktion in Probleme gebracht. Die Schornsteine der Kohlekraftwerke wurden allerdings in deutlichem Abstand zur Anlage platziert. "Aus der Luft sah man keinen Zusammenhang zwischen Schornstein und dem wirklichen Kraftwerksgebäude." Ein gezielter Luftangriff hätte eher aus Zufall treffen können.

So habe man beim Bau bereits bei jedem einzelnen Gebäude und dem Gesamtkomplex der Fabrik auf Besonderheiten zur Tarnung geachtet, erklärte Thorsten Neubert-Preine. "Man hatte große Erfahrungen mit der Pulverproduktion und nutzte die Landschaft und die Höhenunterschiede im Gelände sowohl im Produktionsprozess als auch bei der Tarnung, die man mit dem EIBIA-typischen Dachbewuchs noch unterstützte."

Sogar bei der Gründung der Firma habe man bei der Bezeichnung bereits an Tarnung gedacht, so der Historiker weiter. Die "EIBIA G.m.b.H. für chemische Produkte" beschreibe das Tätigkeitsfeld der Industrieanlage sehr viel weiter, als es in Wirklichkeit war. "Es war nur ein chemisches Produkt, nämlich Schießpulver. Und es war ausschließlich Rüstungsproduktion, was der Name nicht vermuten lässt."

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