02.10.2015 Zeitzeugenvortrag "Stasi im DDR-Alltag"

Freitag - 19.00 Uhr - Rosmarin & Thymian

Andreas Mehlstäubl war in der DDR wegen Republikflucht im zentralen Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen inhaftiert. Auf Einladung des FORUM Bomlitz berichtet er, was die Staatssicherheit im DDR-Alltag bedeutet hat, und gibt einen Einblick in die Methoden eines diktatorischen Überwachungsstaats gegen die eigenen Bürgerinnen und Bürger. Ein nachdenklicher und aufrüttelnder Beitrag zum 25. Tag der Deutschen Einheit.

Andreas Mehlstäubl war 21 Jahre alt, als er genug hatte von der DDR und flüchten wollte. Er wurde bei der Flucht gefasst und nach Hohenschönhausen gebracht. Hier verschwand man für Wochen, oft Monate, ohne dass die Familie oder man selbst erfuhr, wo man sich befand. 

Offiziell gab es dieses Gefängnis gar nicht. Auf DDR-Karten des Berliner Stadtteils war es nicht eingezeichnet. In Hohenschönhausen brachten die Stasi-Mitarbeiter Untersuchungshäftlinge dazu, vorgeworfene „politische Straftaten“ oder „Republikflucht“ zuzugeben, damit sie anschließend vor Gericht verurteilt werden konnten. Hier wurden die Häftlinge auch verhört, um Helfer und Mitwisser zu verraten.

Andreas Mehlstäubl erfuhr nach der Wende, erst Jahre später aus seiner Stasi-Akte, dass er in diesem Gefängnis inhaftiert war und dass er unabhängig von einem Fluchtversuch sowieso verhaftet worden wäre. Und mit der Stasi-Akte konnte er auch das perfide Geheimnis lüften, wer ihn seit seiner Jugend für die Stasi überwachte, denunzierte und einen Verhaftungsgrund organisierte.

Weder war er politisch aktiv, noch ein Widerständler oder Kirchenvertreter. Er wollte nur mehr sehen von der Welt, als er durfte. Wenn er von seinen Erlebnissen, seiner Haft und den Folgen berichtet, werden Bedeutung und Tragweite des Stasi-Systems und ihr Einfluss auf den Alltag der Menschen in der DDR greifbar deutlich. Er erzählt besonnen und authentisch und trotz persönlicher Betroffenheit gelassen und ohne Belehrung.

Andreas Mehlstäubl wird bei seinem Besuch tagsüber mit Schülerinnen und Schülern diskutieren und abends nach seinem Vortrag auch für Fragen zur Verfügung stehen. Ein Teil seiner Geschichte ist zu sehen auf Youtube in dem ARTE-Film "Die Schuld der anderen" (Minute 18 bis 24).

Die Veranstaltung wird ermöglicht durch das Koordinierende Zeitzeugenbüro, das durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird. Es vermittelt Menschen, die von der DDR politisch verfolgt wurden oder Widerstand leisteten, bundesweit zu Zeitzeugenveranstaltungen. Auf diese Weise soll der zunehmenden Unwissenheit und Verklärung im Zusammenhang mit der SED-Diktatur entgegengewirkt werden.

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.