Die Cordinger Mühle kann auch schaurig sein

08/2017 - Die meisten Autoren nutzten fast die ganze Frist zur Abgabe: Fünf der elf eingereichten Beiträge zum 3. Bomlitzer Krimiwettbewerb kamen nach ca. drei Monaten in den letzten Tagen. Und das Warten hatte sich für die Paulus-Kirchengemeinde und das FORUM Bomlitz gelohnt. Ganz verschieden waren die Grundideen der Hobby-Schriftsteller, in ihren Ansätzen nutzten sie sowohl den historischen Hintergrund der Mühle als auch die Mühle in ihrer Standesamtfunktion und vor allem das schöne Ambiente, das mit den vorgetragenen Kurzkrimis schlagartig schaurig wurde.  

Walsroder Zeitung vom 29.08.2017: Die vielen Toten der Cordinger Mühle. Helge Böger schreibt den besten „Mühlenkrimi“. FORUM Bomlitz eröffnet Herbstreigen mit dem Krimipreis.

Mit der Wahl zum Bomlitzer Krimipreis eröffnete am vergangenen Sonnabend Torsten Kleiber vom Kulturverein FORUM Bomlitz den Veranstaltungsreigen, der bis zum Reformationstag weitere 24 Programmpunkte vorsieht. In der Cordinger Mühle begrüßte Kleiber zusammen mit Pastor Christian Nickel von der Paulus-Kirchengemeinde Bomlitz die rund 30 Gäste, die sich an einem lauen Sommerabend einen spannenden Wettbewerb um die drei besten Mühlenkrimis nicht entgehen lassen wollten.

Aus elf eingesandten Beiträgen, die nicht mehr als drei DIN-A4-Seiten lang sein durften, trafen Kleiber und drei weitere Juroren eine Vorauswahl von sechs Geschichten. Das Publikum entschied dann mittels Stimmzettel über die drei besten Kurzkrimis, die sich stets in und um die Cordinger Mühle drehten. Mit den Vorlesern Frank Richter, Pastor aus Schwarmstedt, und Horst Peterson, Lehrer im Ruhestand und ehrenamtlicher Müller der Cordinger Mühle, hatte Kleiber einen ausgezeichneten Griff bewiesen. Mit ihren markanten, leicht knarzigen Stimmen sorgten sie für die richtige Spannung und Erwartung des Publikums. Die spärliche Beleuchtung in der Mühle bei der einsetzenden Dämmerung bis zur Dunkelheit an diesem Abend trug ihr Übriges dazu bei. Zur Auflockerung spielte Jana Kleiber gekonnt auf dem E-Piano bekannte Krimimelodien zwischen den rund zehnminütigen Beiträgen.

Nach kurzer Auswertung der Stimmzettel durch Kleiber und Nickel standen die drei Gewinner fest: Mit 90 Punkten siegte der 26-jährige Helge Böger aus Bomlitz, Germanistikstudent an der Leibniz-Universität Hannover, mit seinem Kurzkrimi „Eine verwelkte Hochzeit“. 83 Punkte erzielte Marcel Borchert, ebenfalls aus Bomlitz, mit „Einstmals in der Geisterstunde“ und 75 Punkte erreichte Klaus Todtenhausen aus Ahlden mit „Die Schöne und der Heiler“. Die Preisträger erhielten Büchergutscheine im Wert von 50, 30 und 20 Euro. Die leer ausgegangenen Autoren erhielten als Anerkennung eine kleine Aufmerksamkeit.

Die Erzählung „Eine verwelkte Hochzeit“ gewährt Einblicke in Szenen einer nur noch glanzlosen Ehe. Julia belehrt ihren Gatten Erik oft und gerne. Erik nimmt die Kritik widerstandslos hin. Erik hatte den Ehevertrag unterschrieben. „Die Ehe war das Loch, in das sie erhobenen Hauptes fielen.“ Erik plant nun mit seinem Freund Dennis den Tod von Julia, um an ihr dringend benötigtes Geld zu kommen. In der Mühle jedoch muss Erik feststellen, dass Dennis ein Doppelspiel betreibt und ihn nun mit Julias Hilfe beseitigen will. „Als Letztes sah Dennis im Fallen den getrockneten Hochzeitskranz, bevor er nach Luft ringend von Dennis erwürgt wurde und dann im Backhaus verbrannt wurde. Die Brote schmeckten seither ungewöhnlich.“

Ein Wildtierforscher wird in „Einstmals in der Geisterstunde“ in der Cordinger Mühle auf dem Mahlstein umgebracht, da dieser zufällig das Geheimnis des Erzählers enttarnte. Mit der Tat wollte der Mörder verhindern, dass herauskommt, dass die Schwester von Arno Schmidt die eigentliche Autorin aller Werke von Arno Schmidt sei.

In „Die Schöne und der Heiler“ verliebt sich ein Heiler auf dem Mühlenfest in die schöne Lisa. Beide lernen sich kennen und unternehmen viel zusammen. Doch Lisa wird komisch, da sie sich nicht von dem buckeligen Mühlenführer Niklas trennen möchte. Der Heiler verfällt in ein längst vergessen geglaubtes Muster aus Angst und Rache vor Zurückweisung. Das musste schon seine Heimleiterin Elisabeth schmerzlich mit ihrem Tod bezahlen. Und nun war die schöne Lisa dran.

Fazit dieses Abends: unterhaltsame Geschichten mit den unterschiedlichsten Grundideen und Handlungen mit vielfältigen Aspekten und kurz umrissenen Charakteren, überraschende Wendungen, viel Bosheit, Ironie, Blut und Gruselstimmung durch die talentierten Kurzgeschichten-Schreiber. Auffällig schnell verließen die Gäste an diesem Abend die Cordinger Mühle.

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