Neujahrskonzert - das Jahr mit guter Musik begrüßt

01/2016 - Bereits im zweiten Jahr haben Silke Deyda und Thomas Grunwald-Deyda mit einem Neujahrskonzert ermöglicht, den Trubel des Jahreswechsels hinter sich zu lassen und 2016 mit Lyrik und Musik zu beginnen. Am Steinway-Flügel der Waldorfschule Benefeld, einem der besten Instrumente im Umkreis, hatten die beiden ein Programm vorbereitet, das wieder großen Anklang im voll besetzten Pavillon fand. Das harmonische Zusammenspiel und die hohe Professionalität der beiden gaben dem Konzert einen besonderen Charme.

Walsroder Zeitung vom 04.01.2016: Am Anfang war die Musik. Musik und Sprache zum Neujahrstag im Pavillon der Waldorfschule Benefeld.

Wer sich der Musik über Sprache nähern will, wird sich zunächst zwangsläufig von ihr entfernen. Wird Sprache dagegen aber allein schon aufgrund ihrer musikalischen Parameter wie Sprechmelodie und Phrasierung vollständig an die Musik angegliedert und die Inhaltsebene außer Acht gelassen, ist man ebenfalls keiner der beiden kommunikativen Sphären gerecht geworden. Dementsprechend gibt es wenige überzeugende Konzepte im Zusammenspiel Sprache-Musik. Ein gelungenes Konzept aber stellten am Neujahrstag der Pianist Thomas Grunwald-Deyda und seine Frau Silke Deyda im vollbesetzten Pavillon der Freien Waldorfschule Benefeld vor.

Das Konzept 'Klaviermusik und Lyrik' bestand aus sich programmatisch ergänzenden und teilweise inhaltlich zuspitzenden Wechseln, in denen Grunwald-Deyda ganz Pianist blieb, während seine Frau sich ausschließlich der Rezitation widmete. Somit brachte nicht nur jeder seine Vorstellungen in die Rollen des Konzepts ein, sondern auch Berufserfahrung. Während der Pianist auf eine vielseitige Musikpraxis verweisen kann, war seine Frau lange Zeit Pastorin. Es verwunderte nicht, dass der Vortrag der Gedichte jeden im Raum mühelos zu erreichen schien und auch ein kurzes Gedicht keinen Zweifel daran zu erkennen gab, eine komplexe Botschaft transportieren zu können.

„Am Anfang des Konzepts war die Musik“ erklärte der Pianist. Er habe „ein Repertoire an Klaviermusik, das in sich passend ist, um dann ergänzt zu werden durch passende Lyrik wie in einem Zyklus“. Während auf inhaltlicher Ebene alles miteinander verwoben schien, war der rein musikalische Teil stilistisch besonders vielseitig und spannte ohne chronologische Bezüge den Bogen von Ludwig van Beethoven über Fanny Hensel bis Claude Debussy.

Bemerkenswert war die Leichtigkeit in Grunwald-Deydas Spiel in Debussys 'Suite Bergamasque' in 'Prélude' und 'Menuet', vor allem aber im dritten Satz 'Clair de Lune', zu dem passend – und musikhistorisch ergänzend als einziger, direkter Bezug – das ebenso betitelte Gedicht in der Übersetzung 'Mondschein' vorgetragen wurde. Das Gedicht von Paul Verlaine als Debussys Inspirationsquelle war eine interessante Referenz auf Debussys Hinwendung zu dem literarischen Symbolismus seiner Zeit.

Musikalischer Charakter und inhaltlicher Gegensatz trafen nach dem stilisierten Tanz 'Passepied' aufeinander, nachdem der Pianist die Suite Bergamasque beschloss und darauf die Rezitatorin 'Die Zeit steht still' von Mascha Kaléko vortrug, was inhaltlich dem raschen Voranschreiten des Tanzes wohltuend widersprach. Stillstand und Rückblick auf die weihnachtlichen Bezüge des alten Jahres gewährte daraufhin Fanny Hensels 'December' und 'Epilog: Das alte Jahr vergangen ist'. Dass es nun an den Zuhörern war, sich aus dem Alten heraus neu zu finden und weiterzugehen, legte auf den musikalischen Vortrag hin das Rilke-Gedicht 'Wachsende Ringe' nahe. An dieser Stelle wurde auch eine besondere Stärke des Rollenkonzepts und des wechselreichen Vortrages deutlich. Während Thomas Grunwald-Deyda die einzelnen Vorträge am Piano nicht nur aus-, sondern förmlich nachklingen ließ, wartete Silke Deyda die Spannung ab, bis sie sich zum Mikrofon begab, um auch dort erst nach einem Blick über das Publikum ein Gedicht zu beginnen. Es war dieses Zusammenspiel, das dieses Vortragskonzept von vielen ähnlich gedachten Konzepten erfolgreich abhob. Die Pause konnte von den Zuhörern nicht als die Abwesenheit von Klang, sondern als eine sinnvolle, programmatische Zäsur wahrgenommen werden. Gleichzeitig schafften die Wechsel auch wieder Konzentrationsvermögen auf die nächste musikalische Station beziehungsweise Raum für den folgenden Lyrikbeitrag.

Weniger besinnlich als kraftvoll endete der Vortrag mit Beethovens untertitelter Sonate 'Der Sturm', der Silke Deyda das Gedicht 'Alt und neu' von Rose Ausländer gegenüberstellte. Die Schlußverse des Gedichts 'Endlos – von neuem anfangen' ließen sich nicht nur als eine durchaus verdiente Selbstreferenz an die formale wie inhaltliche Geschlossenheit des Vortrageskonzepts des Ehepaars Grunwald-Deydas deuten, sondern schienen auch die Stimmung des Publikums einzufangen, das nach einem anspruchsvollen Hören lobend und nach vierminütigem Applaus nur zögerlich aufbrach. Die Veranstaltung 'Klaviermusik und Lyrik am Neujahrstag' ist ein zusätzliches Angebot, das über die Zusammenarbeit des Ehepaares mit dem FORUM Bomlitz e.V. in anderen Musikveranstaltungen hinausgeht und diese ergänzt.

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