"Landstraßenmusik": Felix Meyer im FORUM-Konzert

„Kennen wir uns schon?“ begrüßte Felix Meyer die über 100 Gäste im Forum der Bomlitzer Oberschule und stellte fest: Ein paar kannten ihn als Talkshow-Gast bei „3nach9“ oder von der arte-Dokumentation über ihn. Einige haben ihn auch bereits bei einem der vielen Auftritte in Fußgängerzonen oder bei Konzerten in ganz Deutschland gesehen. Aber den meisten waren er, seine Musik und seine Texte bisher nicht begegnet. Gut, dass man das nachholte.

Felix Meyer und sein Gitarrist und Freund Erik Manouz haben gemeinsam mit der restlichen Band einen vollgepackten Tournee-Kalender. Und dennoch merkt man: Er und seine Musikerkollegen haben Freude und Leidenschaft an dem, was sie tun. Besonders angenehm: Trotz der Erfolge der letzten beiden Jahre sind sie authentisch geblieben, ohne Allüren und ohne sich zu verbiegen. Das merkte schnell auch das Publikum: Man kannte sich zwar noch nicht, war aber froh sich kennenzulernen.

Das FORUM Bomlitz e.V. hatte Felix Meyer zu einem Konzert eingeladen. „Landstraßenmusik“ heißt die Tour und passte ausgezeichnet in das FORUM-Angebot: Man saß nah beieinander, familiär, ohne große Distanz zur Bühne. Fast wirkte es wie ein großes Wohnzimmer, in dem man gemeinsam mit zwei interessanten Musikern einen schönen Abend verbrachte.

Wenn „Landstraßenmusik“ ein Genre wäre, würde die Musik von Felix Meyer und Erik Manouz damit sicherlich am besten beschrieben sein: Gitarre und Meyers besondere Klangfarbe werden ergänzt von allerlei klug eingesetzten Elementen. „Erik war wieder auf dem Dachboden“, hörte man dann, wenn Erik Manouz z.B. ein Hang, eine Art Wok mit wunderschönem Klang, hervorholte und auch dieses ungewöhnliche Instrument grandios beherrschte. An anderer Stelle kamen eine indische Shrutibox zum Einsatz, ein Cajon, unterschiedliche Pfeifen oder auch ein Megafon. Beim Klang wunderte man sich immer wieder, dass die Band nur aus zwei Musikern bestand.

Genauso vielseitig und vor allem phantasievoll geht Felix Meyer darüber hinaus in seinen Texten mit Sprache um. Fein beobachtet, kritisch aber nicht verletzend, beschreibt er poetisch Gedanken über das Leben selbst, Beziehungen von Menschen, Hoffnungen und Ausblicke. Felix Meyer hat dafür ein Talent, das seine Musik unverwechselbar macht. Besonders schön: „Bzw. glaub‘ ich“ mit dem besagten Hang oder „Einverstanden“ als eines der Liebeslieder im Repertoire.

Die Prägung durch französische Chansons wurde deutlich, wenn Felix Meyer Stücke präsentierte, deren Stil und Stimmung er übernahm und deren Texte er aus dem Französischen ins Deutsche übertrug, ohne Aussage und Stimmung zu beschädigen. „Die Corrida“, im französischen Original von Francis Cabrel, beschreibt das Leiden eines Stiers in einem Stierkampf aus der Sicht des Tiers: einfühlsam, ungewöhnlich authentisch und mit der Refrainzeile „Kann man diese Welt ernst nehmen?“ über viele Ebenen interpretierbar.

Nach drei Zugaben war ein großartiges Konzert in entspannter Atmosphäre zu Ende. Der FORUM-Vorsitzende Torsten Kleiber freute sich über den gelungenen Abend: „Man kannte sich nicht, hat sich kennengelernt, und von beiden Seiten - Künstlern wie Gästen - hörte man anschließend: Man fand sich sympathisch und möchte sich gern wiedersehen.“ Und das lässt sich hoffentlich bald wieder auf die Beine stellen.

 

Verdener Aller-Zeitung vom 29.10.2013:

„Sie haben den Ausgang abgesperrt; sie haben Angst, ich könnte flieh’n!“ singt Felix Meyer in seinem Lied „Die Corrida“, worin er die Dramatik eines Stierkampfes beschreibt – und das aus der Sicht des Stieres. In der Beschreibung der grausamen Szenerie steckt mehr als die Darstellung des Leidens der geschundenen Kreatur. „Kann man diese Welt ernst nehmen?“, zitiert der 37-jährige Liedermacher leitmotivisch den sterbenden Stier, der „nie gelernt hatte, sich gegen Puppen zu wehren“. Kehlige Flamenco-Klänge in Meyers Stimme und spanische Rhythmuselemente wirken auf die Zuhörer zynisch im Hinblick auf eine Kultur, in der täglich mehrere Stunden öffentlicher Sadismus erlaubt sind.

Und somit sind die über 100 Konzertbesucher im Schulzentrum Bomlitz am 26. Oktober mehr als beeindruckt. Es mag eine Mischung aus Reinhard May, Hannes Wader, Konstantin Wecker oder Udo Lindenberg sein, die den Vortrag und die Musik von  Felix Meyer beeinflusst hat. Und trotzdem: Felix Meyer zeigt seine persönliche Eigenart. „Ich finde den Zugang zur Musik durch den Text“ so Meyer in seiner Zwischenmoderation. Es sind Texte, die auf den ersten Blick keineswegs gesellschaftskritisch oder gar politisch wirken. Viel Zwischenzeiliges wirft in den tiefgründigen Texten der Balladen einfach Fragen auf, zu denen der Zuhörer Stellung beziehen kann oder die einfach zum Nachdenken anregen. „Ich sehe mich einfach als Beobachter, der seine Beobachtungen durch Fragestellungen wiedergibt“, schmunzelt der sympathische Liedermacher im Gespräch mit dieser Zeitung. Antworten möge er sich nicht anmaßen, so Meyer weiter.

Begleitet wird Meyer von seinem langjährigen Freund und Musikerkollegen Erik Manouz. „Seit 17 Jahren sind wir unter anderem als Straßenmusiker unterwegs“, so beide nicht ohne Stolz auf die gemeinsame langjährige Zusammenarbeit. Und als Straßenmusiker seien sie auch von einem Plattenproduzenten entdeckt und gefördert worden. Erik Manouz hat Schlagzeug und Percussion studiert und somit beschränkt sich seine Begleitung nicht nur auf den Einsatz der Rhythmusgitarre. Mit dem rechten Fuß gibt er den Stücken auf einer Bass-Drum die rhythmische Struktur, sein linker Fuß bedient ein weiteres Rhythmusinstrument, das für entsprechende folkloristische Färbung sorgt und das Publikum zum Mitklatschen animiert. Aber auch weitere und bei uns unbekannte Instrumente runden das Klangbild des Vortrags ab und sogar der Einsatz der Kopfstimme durch beide Musiker zeugen von deren Vielfalt an Ausdrucksmitteln.

„Es ist den Beiden gelungen, hier im Schulzentrum eine richtig familiäre Atmosphäre zu zaubern“, freut sich Torsten Kleiber als Vorsitzender des Veranstalters Forum Bomlitz am Schluss der Veranstaltung. Gehört und gesehen hatte auch er zuerst das Duo in Lüneburg - als Straßenmusiker.

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